Vorhersage von Lehrer:innenverhalten auf Basis großer Datensammlungen
- Veranstaltungstyp: Seminar
- Einrichtung: Fakultät für Erziehungswissenschaft
- Förderzeitraum: 01.04.2023 bis 31.03.2024
- Kurztitel: VoLveD
Auszug aus dem Förder-Antrag: "Den meisten Studierenden ist vage bekannt, dass sich das Verhalten von Menschen vorhersagen lässt, sofern genug unabhängige Einzelinformationen zur Verfügung stehen. Durch ein eigenes Forschungsprojekt, dass auf der Re-Analyse vorhandener Unterrichtsbeobachtungsdaten basiert, sollen Studierende eine Data Literacy aufbauen, um Anwendungsmöglichkeiten, Grenzen, Datenschutz- und datensicherheitsrelevante Aspekte und die Bedeutung solcher Vorhersagen für das eigene berufliche wie private Leben zu erkennen."
Das Projekt VoLveD

Das Seminar soll als Best-Practice-Beispiel aufzeigen, wie durch forschendes Lernen fachliche Kompetenz zusammen mit einer fachübergreifenden Data Literacy aufgebaut werden kann. In der Veranstaltung lernen Studierende das Beobachten von beruflichem Unterricht anhand verschiedener Beobachtungsfragestellungen.
Sie haben festgestellt, dass es feste Strukturen gibt, die jeden Unterricht auszeichnen und dass Lehrer:innen sowie Schüler:innen sich innerhalb dieser Strukturen verhalten. Wenn das so ist, kann man natürlich auch Vorhersagen darüber treffen, wie zukünftiges Verhalten von Lehrer:innen als Reaktion auf Verhalten von Schüler:innen aussehen könnte und wie erfolgversprechend bestimmte Verhaltensweisen sind. Die Werkzeuge dafür sind Beobachtungssoftware, Datenbanken und Statistik. Den Umgang damit erlernen die Studierenden im Laufe der Veranstaltung an praktischen Beispielen.
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Rückblick und Ergebnisse

Zu Beginn der Veranstaltung waren viele Studierende unsicher, ob ein technisch und quantitativ-methodisch geprägter Zugang zur Erziehungswissenschaft für sie geeignet ist. Es gab Zweifel, ob die vorhandenen Computerkenntnisse ausreichen würden, um die anspruchsvollen Ziele der Lehrveranstaltung zu erreichen. Im Laufe des Seminars wurde ihnen schrittweise das notwendige Handwerkszeug beigebracht, von der Verwendung einer Literaturverwaltung über Beobachtungssoftware bis hin zu relationalen Datenbanken, um schließlich Wahrscheinlichkeiten für das Verhalten von Lehrkräften vorherzusagen.
Auch Studierende ohne ausgeprägte Data Literacy konnten dem Seminarverlauf folgen und arbeiteten engagiert mit. Nach eigener Aussage haben sich ihre Fähigkeiten in der Anwendung wissenschaftlicher Software und im Umgang mit quantitativen Beobachtungsdaten deutlich verbessert. Sie waren überrascht, wie strukturierte qualitative Beobachtungen quantifiziert und statistisch ausgewertet werden können.
Bei der Reflexion der Veranstaltung erkannten die Studierenden, wie Verhaltensvorhersagen von Lehrkräften auf Basis statistischer Analysen möglich sind. Dies ermöglichte eine Diskussion darüber, wie diese Methoden auf andere Anwendungen im beruflichen und privaten Leben übertragen werden können. Somit wurde auch das Ziel erreicht, den kritischen Umgang mit dem eigenen digitalen Verhalten zu reflektieren und eigene digitale Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Am Beispiel von Datenpraktiken der Unterrichtsforschung haben Studierende alle Prozesse zeitgenössischer Datenpraktiken durchlaufen und durch eine begleitende Reflextion und Diskussion ein grundlegendes und kritisches Verständnis aufgebaut.
Tipps von Lehrenden für Lehrende

Es hat sich gezeigt, dass die sehr detaillierte Planung jeder einzelnen Lehrveranstaltung eine gute Grundlage war, um vorhandene Unsicherheiten von vornherein zu vermeiden. Auch die technischen Herausforderungen des anspruchsvollen Projekts mussten jeweils in der Vorbereitung der Veranstaltungen vollständig simuliert und auf eventuell auftretende Schwierigkeiten hin geprüft werden. Dies hat sich insgesamt als gute, wenn auch aufwändige Vorbereitung herausgestellt.
Trotz der sehr detaillierten Vorbereitung der Seminarveranstaltungen war es möglich, den Studierenden Freiheiten, zum Beispiel hinsichtlich der Fragestellungen, der Beobachtungsaspekte und der Auswertungsmethoden, einzuräumen. Insbesondere dieser Aspekt, also der Einklang von detaillierter Struktur und erforderlicher Freiheit, ist eine positive didaktische Erfahrung.
Beteiligte Personen
Fakultät für Erziehungswissenschaft
Antragstellende: Prof. Dr. Jens Siemon
Mitarbeiterin: Enqi Fan
Förderlinie: Fachspezifische Data Literacy
Förderzeitraum: 01.04.2023 - 31.03.2024
Lehrveranstaltung im WiSe 23/24: Seminar Beobachtung von Lehrer:innenverhalten und dessen Vorhersage (Link zum Stine Vorlesungsverzeichnis)