Medical Education-Learn
Foto: Forschungsgruppe
Die studentische Forschungsgruppe ME-Learn (Medical Education-Learn) besteht größtenteils aus Medizinstudierenden der Universität Hamburg. Geleitet wird sie von den drei Medizinstudierenden Michail Mordvintsev, Ben Lücking und Henry Risch. Ihr Ziel ist es, Kommiliton:innen durch evidenzbasierte Lernmethoden bei ihrem Lernprozess zu unterstützen, um eine nachhaltigere und effektivere Lernweise zu fördern. In den letzten zwei Jahren hat das ME-Learn-Team auf der Grundlage systematischer Literaturrecherchen sowie Expert:inneninterviews Vorträge und Workshops entwickelt, die an medizinischen Fakultäten, in Orientierungseinheiten und Stipendienprogrammen angeboten werden. Diese Veranstaltungen richten sich an Studierende aus ganz Deutschland und stellen aktuelle wissenschaftlich fundierte Lernmethoden vor.
Lernen zu lernen
Der Lernprozess ist vielschichtig und bislang nicht vollständig erforscht. Er lässt sich in drei Dimensionen unterteilen: kognitiv (was soll gelernt werden), metakognitiv (wie soll gelernt werden) und affektiv (warum wird gelernt). Das ME-Learn-Team konzentriert sich besonders auf die metakognitive Dimension, die verschiedene Lernmethoden betrachtet. Die neueste Forschung in der Lernpsychologie bewertet einige Lernmethoden als effektiver als andere. Dennoch haben sich diese effektiven Methoden bisher nicht umfassend im Bewusstsein von Lernenden und Lehrenden etabliert.
Lernmethoden
Als wenig effiziente Lernmethoden stuft die Lernpsychologie vor allem passive Arten des Lernens ein. Dazu gehört das Markieren von Texten, das wiederholte Lesen und das Erstellen von Zusammenfassungen. Im Gegensatz zu diesen passiven Lernmethoden, garantieren effiziente Lernmethoden einen langfristigeren Lernerfolg. Man kann das Gelernte also länger im Gedächtnis abspeichern. Zu diesen effizienten Lernmethoden zählen vor allem die folgenden zwei:
- Retrieval Practice (Aktives Erinnern): Diese Methode beschreibt den aktiven Abruf bereits gelernter Inhalte, auch bekannt als Test-Effekt. Sie legt nahe, dass Tests nicht nur zur Bewertung des Lernerfolgs, sondern auch aktiv zum Lernen genutzt werden sollten.
- Spaced Repetition (Verteiltes Lernen): Diese Methode besagt, dass Lerninhalte besser im Langzeitgedächtnis verankert werden, wenn sie über längere Zeiträume verteilt gelernt werden. Dies ist eine der effektivsten Lernmethoden.
Forschung
In Kooperation mit der Klinik für Anästhesiologie und deren Lehrkoordinatorin Frau Dr. med. Parisa Moll-Khosrawi möchte das ME-Learn Team das Unterrichtsangebot in der Notfallmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) durch evidenzbasierte Lernmethoden erweitern und deren Auswirkungen auf den Lernerfolg der Studierenden untersuchen. Die Notfallmedizin ist hierbei ein besonders relevanter Bereich, da sie für alle angehenden Ärzt:innen von großer Bedeutung ist. Denn in kritischen Situationen müssen Ärzt:innen in der Lage sein, innerhalb von Sekunden Entscheidungen zu treffen, die über das Leben von Patient:innen entscheiden können. Daher hat sich das ME-Learn-Team das Ziel gesetzt, Lernmethoden zu untersuchen, die eine langfristige Beibehaltung der medizinischen Grundlagen dafür im Gedächtnis unterstützen könnten. In diesem Rahmen führen sie derzeit mehrere Studien durch, die unter anderem die Lernmethoden Retrieval Practice und Spaced Repetition in Bezug auf praktisches und theoretisches Wissen in der Notfallmedizin im Studierendenunterricht am UKE untersuchen.
Zukunftsausblick
Das ME-Learn-Team ist davon überzeugt, dass wissenschaftsbasierte Lernmethoden die Lernergebnisse von Medizinstudierenden an der Universität Hamburg verbessern und zur Entwicklung eines praxisnahen Medizinstudiums beitragen können. Langfristig strebt es an, zu einer Lernkultur beitragen zu können, die die Fähigkeit fördert, informierte Entscheidungen in der Welt der Medizin zu treffen, sowohl bei Studierenden, Ärzt:innen als auch bei Patient:innen. Alle Interessierten, seien es Studierende, Patient:innen oder Lehrende, sind herzlich eingeladen, sich an ihren Projekten zu beteiligen und den Austausch über effizientes Lernen zu fördern.
Kontakt
Studierendengruppe
Michail Mordvintsev
Ben Lücking
Henry Risch
Mentorin
Frau Dr. med. Parisa Moll-Khosraw